Stand: 20.11.2012

Die Anfänge des Funks bei Polizei und Feuerwehr in Deutschland


Vorreiter für die Entwicklung des Funks bei dem heute als BOS bezeichneten Anwenderkreis war sicherlich die Polizei, die aufbauend auf den militärischen Erfahrungen die Funktechnik für die eigenen Belange entwickelte und einsetzte. Zu der ab etwa 1919 / 1920 beginnenden Entwicklung bei der Polizei erfolgen weiter unter umfangreichere Beschreibungen. Zuerst möchte ich auf den Bereich der Feuerwehr eingehen.

Als erste Feuerwehr in Deutschland entwickelte die Berufsfeuerwehr Magdeburg bereits 1924 eigene Funkanlagen und verfügte über das erste Einsatzfahrzeug mit Funk. Speziell im Tastfunk (Morsetelegrafie) ausgebildete Beamte wickelten den Funkverkehr ab. Ende der 20er / Anfang der 30er Jahre wurden in Magdeburg auch Versuche mit "Telephonie durch den Raum" (Sprechfunk) durchgeführt. Die Versuche waren zwar erfolgreich, jedoch wurde der Regelbetrieb durch die damals zuständigen Behörden nicht genehmigt. Auch kamen zu dieser Zeit bei der Magdeburger Berufsfeuerwehr die ersten Funkmeldeempfänger zum Einsatz. Eine ausführliche Beschreibung der Funkanlage der Feuerwehr Magdeburg ist der Zeitschrift "Feuerschutz" 9/1932, Seite 185 ff zu entnehmen.

Hier der Funkwagen der Berufsfeuerwehr der Stadt Magdeburg (Aufnahme ca. 1930).

Hier der Sender in der Feuerwache Magdeburg-Neustadt (Aufnahme ca. 1930).



Die Anfänge des Funkdienstes der Polizei in Deutschland entstanden nach der Beendigung des ersten Weltkrieges. Die gestiegenen Kommunikationsanforderungen und das stark durch die Kriegseinwirkungen in Mitleidenschaft gezogene postalische Fernmeldenetz machten die Schaffung eigener Funkverbindungen für die Sicherheitsbehörden notwendig.

In die damalige Sicherheitspolizei waren viele Angehörige der ehemaligen Heeres-Nachrichtengruppe übergetreten, die auf Grund ihrer vorzüglichen Kriegserfahrungen einen wertvollen Stamm für die Aufstellung von Polizei-Fernmeldeeinheiten bildeten. Die technische Ausrüstung für die einzurichtenden Funkstellen war jedoch in den ersten Jahren mehr als dürftig. Zum Teil wurde altes, schon stark abgenutztes Heeresgerät, vorzugsweise Sender und Empfänger sehr geringer Leistung, benutzt. Vielfach wurden auch die Sende- und Empfangsgeräte selbst gebaut. Erschwert wurde dies durch Geld- und Materialnöte.

So entstand die Polizeihauptfunkstelle in Berlin und in den Landes- und Provinzialhauptstädten die Leitfunkstellen. Innerhalb der Provinzen gab es dann verschiedene Funkstellen, in der Regel am Sitz der Regierungspräsidenten und der staatlichen Polizeiverwaltungen.

Hier die schematische Darstellung des Funknetzes in Preussen aus dem Jahre 1929.

Seitens der deutschen Polizei wurden 1928 drei Frequenzen im Langwellenbereich von 1000 bis 1600 m durch die etwa 120 mit Funk ausgerüsteten Stationen genutzt. Verbunden damit waren entsprechend hohe Sendeleistungen.

Im Laufe der Jahre wurde sukzessive das alte Heeres- und das im Selbstbau hergestellte Gerät durch Industriegerät ersetzt. Die Sendeleistungen betrugen bei den Leitfunkstellen etwa 300 W, bei den Funkstellen 25 W. Die Polizeihauptfunkstelle Berlin erhielt 1922 einen 1-kW-Telefunkensender. Die Antennenanlage wurde zwischen zwei 110 m hohen Türmen errichtet. 1927 kam ein 5-kW-Maschinensender von Lorenz hinzu. Als Empfänger wurden im allgemeinen Audion-Geräte mit zweifacher NF-Verstärkung verwendet.

In Österreich wurde bereits 1928 ein Polizeifunknetz im Kurzwellenfunkbereich aufgebaut. Die Entwicklung in Österreich wurde natürlich auch von der deutschen Polizei verfolgt. Da jedoch in Deutschland ein großes, funktionsfähiges Langwellenfunknetz bestand und es im Bereich der Kurzwellen noch erhebliche technische Probleme gab, wurde zum damaligen Zeitpunkt die Einführung von Kurzwellenfunk zurückgestellt. Interessant ist hierzu der Artikel in "Die Bayerische Polizei" vom November 1928.

Hier das Sendegebäude der Polizeihauptfunkstelle Berlin im Jahre 1929

Ab 1929 wurde die Ausrüstung der Funkstellen vereinheitlicht. Die Polizeihauptfunkstelle Berlin erhielt 1929 einen 20-kW Sender der Firma Lorenz, die Leitfunkstellen Sender mit einer Leistung von 800 W. Beide Anlagen sind in den folgenden Bildern dargestellt.

Hier die 100 W Sendeanlage einer Polizeifunkstelle im Jahre 1932.

Die Polizeihauptfunkstelle Berlin war dreigeteilt. Hier die schematische Darstellung der Polizeihauptfunkstelle aus dem Jahre 1931.

Die Betriebszentrale befand sich im Polizeipräsidium, die Sendestelle lag in Berlin-Adlershof und die Empfangsstelle in Berlin-Reinickendorf. Von der Betriebszentrale wurde der Sender über Draht und drahtlos über eine 7-m-UKW-Verbindung getastet. Ebenfalls wurden die Empfangsgeräte über Draht ferngesteuert.

Hier ein Bild von der Berliner Funkausstellung im Jahre 1928. Es zeigt den 1926 von der Firma Dr. Alfred Ristow entwickelten ferngesteuerten Empfangs-Apparat der Polizeihauptfunkstelle.

Der UKW-Sender von Lorenz für die drahtlose Sendertastung der Polizeihauptfunkstelle ist auf dem folgenden Bild zu sehen.

Die Betriebszentrale der Polizeihauptfunkstelle im Jahre 1932.

Während der Anfangszeit wurde der Funkverkehr im Bereich der Grenz-, Mittel- und Langwellen abgewickelt. Später wurde der gesamte feste Funkverkehr ausschließlich auf Langwelle geführt. Die Grenz- und Kurzwellen blieben dem beweglichen Polizeifunk vorbehalten.

Das Funknetz wurde stetig weiter ausgebaut. Der Umfang des festen Funknetzes im Deutschen Reich ist gut an der Skizze von 1935 zu erkennen.

Fahrzeugfunk wurde ab etwa 1925 betrieben. Neben selbst gebautem Gerät wurden auch Geräte, die für die Verwendung in Flugzeugen bestimmt waren oder auch die Tornisterfunkgeräte der Wehrmacht, in den Fahrzeugen eingesetzt. Später wurde auch der 100-W Heeressender verwendet.

Hier zwei Bilder von Funkwagen aus dem Jahre 1932. Aufgrund der erforderlichen Antennengröße waren diese Fahrzeuge natürlich nicht für einen Streifendienst geeignet.

Einen guten Eindruck, wie einfach die Anfänge des Polizeifunks waren und das die Versuche auch in eigentlich praxisuntauglichen Geräten endeten, zeigt das Bild eines Polizeiradioempfängers aus dem Jahre 1924.

Die Wasserschutzpolizei war natürlich ebenfalls bereits früh mit Funk ausgerüstet. Die seegehenden Boote an der Küste erhielten die gleiche technische Ausstattung wie die Fahrzeugstationen. Die Boote der Wasserschutzpolizei auf den größeren Seen und Flüssen waren überwiegend mit Telefunken 15 W Einkanalgeräten ausgerüstet. Eine solche Anlage zeigt die folgende Abbildung

Zum Fernmeldewesen der Wasserschutzpolizei gibt es auf der Seite http://www.hedram.de/WSP/023/fernmeldewesen.htm ebenfalls ein paar Ausführungen und Bilder.

Hier eine gespeicherte Kopie der Seite
.

Zu einer Sonderaufgabe der Polizei gehörte auch die Funküberwachung. Diese wurde etwa 1928 übernommen. Der illegale Funkverkehr konzentrierte sich auf den Bereich der Kurzwelle. Für die Fernortung wurden Adcock-Fernpeiler eingesetzt, die aufgrund der besonderen Anforderungen in Zusammenarbeit mit der Industrie entwickelt wurden. Ab etwa 1932 standen dann auch Nahfeldpeiler zur Verfügung. Hier die Abbildung eines Nahfeldpeilers von Telefunken.

Bereits 1929 wurden Versuche angestellt, auch Bilder, Fingerabdrücke oder Steckbriefe über Funk zu übertragen. Das unter Laborbedingungen funktionierende Verfahren versagte jedoch in der Praxis, da die veranschlagten Sendeleistungen zu gering waren und die Empfänger hinsichtlich Empfindlichkeit, Schwundausgleich und Selektion nicht die tatsächlich benötigten Kriterien erfüllten. Daher wurden diese Versuche 1932 wieder eingestellt.

Erst mit der Entwicklung von Bildübertragungsgeräten der Firma Hell im Jahre 1949 wurde hieran wieder angeknüpft.

Die Bildfunk-Sende- und Empfangsapparatur der Polizeihauptfunkstelle im Polizeipräsidium Berlin 1932.

Im Jahre 1940 wurde in Berlin unter Verwendung von holländischen Philips-Geräten des Typs DR 38 A und FR 38 A ein UKW Telefonie Funknetz im 4 bis 4,5 m Bereich (75 bis 66 MHz) aufgebaut. Erste Informationen hierzu befinden sich in "Technische Mitteilungen für den Nachrichtenverbindungsdienst der Ordnungspolizei" Heft 6 aus dem Jahr 1940.



Demnächst hier mehr



internationales Polizeifunknetz

Stadtfunkanlagen - Funkstreifendienste - 1936 -1937 UKW 6-7m Bereich

Die Bestrebungen, weitere Fahrzeuge mit Kurz- oder Ultrakurzwellengeräten auszurüsten, stießen auf viele Probleme. Auch wenn der damalige Kraftverkehr nicht so stark wie heute war, ergaben sich jedoch durch die Vielzahl der nicht entstörten Aggregate erhebliche Empfangsprobleme.

Die Bilder sind überwiegend dem Buch Kurz- und Grenzwellentechnik von A.Hagen / A.Samlowski entnommen

Literaturhinweise:

Kurz- und Grenzwellentechnik
im Fernmeldedienst der Sicherheitsbehörden

Verfasser Adolf Hagen / Alfred Samlowski
Carl Lange Verlag, Duisburg
1953



50 Jahre Polizei Funk
Geschichte des Funkwesens der Sicherheitsbehörden
Herausgeber: Alfred Samlowski
Brigadegeneral i. BGS a.D.
Sonderausgabe I/1970 der Fachzeitschrift
Polizei Technik Verkehr Wiesbaden
April 1970



Die deutschen Funknachrichtenanlagen bis 1945
Band 2 "Der Zweite Weltkrieg"
Verfasser: Fritz Trenkle
Hüthig Buch Verlag GmbH, Heidelberg
Copyright bei Telefunken Systemtechnik GmbH, Ulm
ISBN 3-7785-2034-2
1990



Vom Knallfunken zum Datenfunk
75 Jahre "Bewegliche Stationen"
Verfasser: Alfred Engelmann
AEG-TELEFUNKEN
1976