Mein Lebenslauf

Stand 2004


Etwa Mitte der 70er Jahre habe ich das erste Mal bewußt mitbekommen, das es außer M. auch noch ein anderes Geschlecht gibt. Na ja – es war kein direkter Kontakt – aber ich habe erfahren, das es sie gibt. Ehrlich gesagt, interessierte es mich auch gar nicht großartig.

Etwa 1980 begann ich mich jedoch für das andere Geschlecht ein wenig zu interessieren. Es war eine relativ einfache ältere Dame, mit der man nicht allzuviel anstellen konnte. Sie wohnte in einem kleinen Nixdorf und liebte es, etwa DIN A4 große Magnetstreifenkarten zu zerknittern. Ihr Haus war phantastisch aufgebaut mit gefädelten Platinen. Um sie mal zu etwas neuem zu bewegen, waren immense Anstrengungen notwendig, jemanden auszugraben und zu reanimieren, der noch Programme fädeln konnte. Gut kann ich mich noch daran erinnern, das ich ihr des öfteren mit dem Lötkolben bei Wechsel von durchgebrannten Glühbirnchen helfen mußte.

Plötzlich trat eine große blaue unnahbare Schöne in mein Leben. Ich weiß es nicht mehr so genau, aber ich glaube, sie fuhr mit DOS/VSE oder VM. Zumindest hatte sie eine schöne DB2 im Kofferraum. Kontakt hatte ich zu ihr leider nur mit CICS oder DITTO. Na ja, so eine große, anspruchsvolle Lady war ein paar Nummern zu groß für mich – also besser Finger weg.

Aber mittlerweile war mein Interesse am anderen Geschlecht ein wenig erwacht. Und siehe da – plötzlich war ich verliebt. Es war 1985 und mein neuer Schatz war ein Z80A mit CPM. Sie war traumhaft – 2 Diskettenlaufwerke – und das sogar doppelseitig !! Schnell brachte sie mir die ersten Grundlagen bei. Wir sprachen schnell die gemeinsame Sprache CP/M. Gut – sie liebte Fingerakrobatik, wenn Wordstar angesagt war. Aber es beugte auch der Arthritis vor. Die Liebe hielt mehrere Jahre an, aber wie es so in jungen Jahren ist, schaut man doch auch mal woanders hin.

Da kam eine toll aussehende junge Schönheit daher und verdrehte mir den Kopf. Sie fuhr einen damals hochmodernen Sportwagen vom Typ 8088. Eine wahre Wundermaschine. Als ich feststellte, das sie einen fürchterlichen MSDose-Dialekt sprach und ihr Wortschatz eher Hilfsschulniveau hatte, war es zu spät. Ich war ihr verfallen. Selbst als wir beim Wortschatz mit DR-Dose ein wenig nachhalfen wurde das Ergebnis nicht viel besser. So lebten wir dann mehrere Jahre zusammen. Aber dann überkamen mich so bayrische Gefühle. Probiers doch mal mit Fensterln. Vielleicht bessert sich dadurch das Zusammenleben, wenn man mal in der alten Beziehung etwas neues probiert. Es hat uns viel Spaß gemacht. Ich lernte ihre neuen Tücken kennen, und sie wurde von Jahr zu Jahr launischer. Die Arztrechnungen wegen ihrer Infekte sind bald nicht mehr zu bezahlen. Und wenn sie mich so blau anlächelt, sehe ich mitlerweile rot. Auch hat sie eine so unverschämte Geld-aus-der-Tasche-ziehen Methode entwickelt. Fast halbjährlich will sie neues Outfit haben.

Letzte Woche war sie wieder sehr gekränkt. So durch und durch blau angelaufen. Zusätzlich hat sie noch alles vergessen und wollte einfach nicht mehr mit mir reden. Darauf habe ich die Scheidung eingereicht.

Nun flirrte ich mit einer sehr scheuen Schönen. Sie liebt Pinguine. Aber sie ist so eigenwillig. Nach 14 Jahre Ehe, wo sich so vieles eingeschliffen hat, ist es natürlich sehr schwer, sich auf einen neuen Partner einzustellen und die alten Gewohnheiten abzulegen und die Eigenarten des möglichen zukünftigen Partners zu akzeptieren und damit umzugehen. Tja man wird halt älter.


Niedergeschrieben im Sommer 2004 – wird sicherlich irgendwann mal fortgesetzt..........