Stand: 17.12.2017

Fernschreibtechnik





Bereits 1929 erfolgte der erste größere Einsatz von Start-Stop Fernschreibern bei der Berliner Polizei mit 300 Apparaten und einer Handvermittlung. Zuerst wurden Streifenschreiber eingesetzt. Später wurde eine Rundschreibanlage mit 300 angeschlossenen Blattschreibern genutzt.

Im Jahre 1933 startete dann die Deutsche Reichspost mit einem Feldversuch zum Selbstwählfernschreibdienst.
Zu diesem Zeitpunkt gab es bei der Polizei jedoch bereits ein umfangreiches Fernschreibnetz. So verfügte die Berliner Polizei über etwa 600 Geräte und die Kriminalpolizei hatte reichsweit um die 1.500 Geräte im Einsatz.

Neben den leitungsgebundenen Fernschreibnetzen der Polizei wurden aber auch über Funk - in der Regel auf Kurzwelle - Fernschreiben übertragen. Funkfernschreiben waren regelmäßig verschlüsselt.

Für die Durchführung des Fernschreib(-funk-)verkehrs wurden im Laufe der Jahre die unterschiedlichen, dem jeweiligen Stand der Technik entsprechenden Geräte eingesetzt.

In den Fernmeldekraftwagen des Bundesgrenzschutzes der 50er Jahre (Unimog mit Kofferaufbau) waren Fernschreiber des Typs Siemens T37 verbaut. Diese waren bis Anfang der 70er Jahre im Einsatz. Der Siemens T37 wurde von 1933 bis etwa 1960 gebaut.
Die Fahrzeuge wurde abgelöst durch Hanomag AL28, die mit Siemens T100 Fernschreibern ausgestattet waren. Der T100 wurde ab 1958 hergestellt.

Da der Siemens T 100 über keinen Lochstreifensender verfügte wurde er mit dem Siemens Loststreifensender T.send.61b ergänzt.

Hier der Anfang eines typischen Lochstreifens eines Fernschreibers.

Im Abteilungsstab waren die Lorenz LO133 Fernschreiber (ab ca. 1965) im Holzgehäuse mit einem Tastgerät der Heinrich Pfitzner GmbH anzutreffen.
Auch gab es Siemens T68d, Geräte wie bei der DBP, nur ohne Wählscheibe. Der T68 wurde ab 1951 hergestellt.

Über das drahtgebundene Fernschreibnetz waren auch die einzelnen Fernmeldezentralen der Stäbe beim HVB (Hauptverwaltungsbeamten - also bei den Kreisverwaltungen) bzw. die Polizeidienststellen mit der nächsthöheren Führungsebene (wie z.B. Regierungspräsidien) verbunden. Eine solche ältere Fernschreibeinheit mit zwei Siemens T100 Fernschreibern und einem Siemens Lochstreifensender T.send.61b einer FMZ-HVB gehört zu meiner Sammlung.

In den 70er-Jahren wurde z.B. von der Feuerwehr Düsseldorf Funkfernschreiben im 4-m Band betrieben. Hierzu die Entwicklungsgeschichte, die mir Herr Oberbrandrat i.R. Dipl.Ing. Heinz-Otto Geisel zur Verfügung stellte.

Darin wird auch das Telefunken Telestar 122 von 1976 erwähnt.

Die Polizei wickelte überwiegend über Kurzwelle den Fernschreibfunkverkehr ab. Hier die Innenansicht eines FuKW E aus dem Jahre 1979.

Hier eine Fernschreibfunkanlage, wie sie 1981 an der hessischen Polizeischule verwendet wurde. Bei den Geräten handelt es sich anscheinend um SEL Lo2000, die von 1976 bis 1985 hergestellt wurden.

Hier ein solcher SEL Lo2000 aus meiner Sammlung.

Die Übertragungsrate betrug 50 Baud. 1979 wurden erfolgreiche Versuche angestellt, die Übertragungsrate auf 100 Baud zu erhöhen. Inwieweit dies dann generell umgesetzt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Ein Bericht zur Verdoppelung der Übertragungsgeschwindigkeit findet sich in der Zeitschrift Polizei-Technik-Verkehr von November 1979 und ist hier in Kopie hinterlegt.

Einer der verwendeten Gerätetypen war der Siemens Fernschreiber T 1000. Hier ein Bild eines solchen Gerätes:

Hier ein Bild aus einem FuKw E der nordrhein-westfälischen Bereitschaftspolizei (Mercedes LA 911) mit Einheits-Koffer. Deutlich zu erkennen sind die beiden Lorenz / SEL Fernschreiber Lo2000.

Zumindestens 1999 / 2000 waren die Geräte noch im Einsatz und bildeten zur Jahrtausendwende eine Rückfallebene für möglicherweise auftretende Ausfälle anderer Kommunikationswege.
Zu dieser Zeit wurde der Funkfernschreibverkehr mit einer Übertragungsrate von 400 baud durchgeführt.



Verschlüsselungstechniken

Der Fernschreibverkehr wurde verschlüsselt durchgeführt. Im folgenden ein Verschlüsselungsgerät für Fernschreiber von Lorenz. Dieses Gerät ist Bestandteil der fernmeldetechnischen Lehrmittelsammlung der Bundespolizeiakademie in Lübeck

Das geöffnete Gerät:

Der Deckel mit den Halterungen für die Lochstreifenrollen.


Für die Verschlüsselung des Fernschreibverkehrs wurden ab ca. 1990 auch Geräte des Typs Elcrotel 4 eingesetzt. Sämtliche Informationen zu dem Gerät werden auch heute noch als Verschlusssache "VS-Vertraulich" eingestuft.

Zur Handhabung des Gerätes (bei der Bundeswehr) liegen mir lediglich folgende Informationen vor:
Bei dem Gerät Elcrotel 4 B wird ein Schlüssel in Form eines Lochstreifens, den die Fernschreiber bei Dienstbeginn vom Kryptobeauftragten erhalten, in das Kryptogerät eingelegt. Hierzu muss das Gerät mit dem sog. Schachtschlüssel aufgeschlossen werden. Dieser befindet sich in einem abgeschlossenen und gesicherten Behältnis, zu dem die Fernschreiber Zugang haben. Nach dem Einlesen wird der vorherige Lochstreifen aus dem Gerät entfernt, gegen Unterschrift dem Kryptobeauftragten zurückgegeben und gemeinsam vernichtet. Durch Drücken der Brake-Taste wird der alte Schlüssel gelöscht und der neue durch Drücken der VS-Taste aktiviert. Das System übermittelt daraufhin automatisch einen Test und signalisiert, dass das Gerät wieder verschlüsselt auf Leitung ist. Der Schlüsselwechsel führt nicht zu einer Unterbrechung der Leitung, so dass in der Zwischenzeit Klartext gesendet werden könnte

Im folgenden zwei Bilder eines Elcrotel 4 sowie zwei Bilder des Codesteckers.

Zur Schlüsseleingabe wurde auf diesen Codestecker der auf einen Fernschreiblochstreifen gestanzte Code aufgeklemmt.


Bei der letzten Generation der Geräte wurde das Fernschreiben praktisch an einem PC geschrieben und mittels eines auf dem PC vorhandenen Programmes verschlüsselt und auf Lochstreifen geschrieben. Der Lochstreifen wurde dann über den Funkfernschreiber gesendet.

Die folgenden Bilder zeigen einen solchen Lochstreifenleser- / Schreiber der Firma HelioprintDenmark GNT 4601 sowie einen für die Erfassung und Verschlüsselung genutzten Industrie-PC. Da das Verschlüsselungsprogramm der Geheimhaltung unterliegt, wurde die komplette Festplatte physikalisch zerstört, so das leider auch keine unverschlüsselten Fernschreiben mit dem Gerät mehr erstellt werden können.



Fernschreibvermittlungen A-10/30

In dem Buch Informationstechnik - Geschichte und Hintergründe von Joachim Beckh finden sich zu dem Gerät folgende Ausführungen:
"Als Beispiel für die Vermittlungstechnik in den Anfängen nach 1945 kann die Fernschreibhandvermittlung A-10/30 von Siemens aufgeführt werden. Sie besteht aus Vermittlungsgerät, Leitungsanschlussgerät und Stromversorgung. Sie ist für den Schnelleinsatz (beweglich) bestimmt und wurde ab den 60er bis Mitte der 80er Jahre eingesetzt. Im Vergleich zur Fernschreibsteckvermittlung T-41 von 1939/40 hat dieses Gerät nur eine Größe von 1-x-0,5-x-0,4 m und ein entsprechend geringeres Gewicht. Die drei Baugruppen können 10 Teilnehmer bzw. Amtsleitungen verbinden und sind 3-x-erweiterbar, um mit einer Abfragemaschine den Betrieb für 30 Teilnehmer zu ermöglichen. Eine Fernschreib-Steckervermittlung A-10/30 von Siemens war, ein gleich benanntes Nachfolgemodell von 1962. Ferner gab es für fest eingerichtete Landfernschreibstellen die größere Variante A-20/200. Handvermittlungen wurden fast nur noch im mobilen Bereich verwendet, die Digitaltechnik hat diese Vermittlungen ersetzt."

Hier ein Bild des Transportgehäuses 2 mit Zubehör und Vermittlungsgerät:



Fernschreibvermittlungen A-20/200

Im folgenden Bilder der oben erwähnten Fernschreibvermittlung A-20/200:



Fernschreiber-Prüfgerät

Es gab auch spezielle Prüfgeräte für Fernschreiber.

Hier ein E.Sk.5204 St. der Eichhoff-Werke Gmbh, Lüdenscheid, das u.a. beim Bundesgrenzschutz eingesetzt wurde.

Es wurde in einen Tragekoffer geliefert.