Fernmeldewesen der Wasserschutzpolizei Berlin

1936 bis 1990 Zusammenfassung


Dieser Beitrag behandelt nur im groben Überblick die Fernmeldeanlagen der WSP ab 1936, da aus früherer Zeit keinerlei Unterlagen vorhanden sind.  Der Autor war bis 1990 als Sachbearbeiter Fernmeldewesen bei der Wasserschutzpolizei Berlin tätig. Als Quellen werden Auszüge aus dienstliche Schreiben des WSP- Reviers  - Spandau - von 1950 sowie ein Zusammenfassung von POK Köhn von 1978, sowie Kopien einer unbekannten Fachzeitschrift und Informationen und Bilder des Technischen Museums Berlin verwendet.

1936 - 1940

Funktechnische Fernmeldeanlagen auf Polizeibooten gab es bis 1936 nicht. Waren dringende Meldungen an die Dienststellen abzusetzen, musste man ans Ufer, um ein Telefon zu benutzen. Diese gab es bei weitem nicht überall und so waren die Standorte von Dörfern, Städten, Schleusen und Gartenlokale am Wasser an denen man ein Telefon vermuten konnte, wichtige Anlaufstellen im Streifengebiet. In dieser Periode fuhren die Bootsstreifen von Berlin aus teilweise bis zu einer Woche ihr Streifengebiet ab. Die Boote untereinander konnten sich über eine gewisse (Sicht-) Distanz mit  "morsen" mit den an Bord montierten Scheinwerfern behelfen. 
Technischen Fernmeldeanlagen unterscheidet man als ortsfeste Draht - und Funkanlagen sowie mobile Funkanlagen.
Seit 1936 wurden vereinzelt Boote auf dem Rhein und in Berlin mit einem 15 Watt Kurzwellenfunkgerät der Firmen Lorenz und Telefunken ausgerüstet. Die Robustheit und die gute Bedienbarkeit (kurze Einweisung) erlaubten den Einsatz auf "unruhigen Untersätzen" wie fahrende Autos oder Booten. Senden und Empfangen konnte man, nachdem man die Antenne mittels einer Kurbel bis zu 8-m ausgefahren hatte. Dieses Funkgerät sendet und empfing auf der Kurzwelle im 60 bis 100m Band zwischen 3000 - 5000 kHz. Die Geräte wurden vorher im Kraftfahrzeugen getestet. In Berlin wurden vereinzelt Boote der Typen "Limousine" (siehe Bild unten) mit einen Funkgerät der  Firma Telefunken ausgerüstet.

Diese Bild trägt die Unterschrift:   "Stat. 272 Bs."*  ["Bs." könnte für Baumschulenweg stehen] (der ausgefahrene Mast ist deutlich zu erkennen) Es handelt sich um eine Boot der Berliner Wasserschutzpolizei vom Typ "Limousine" (* mit freundlicher Genehmigung des Technik Museums Berlin)

Der Vorteil dieser Funkanlagen lag in ihrer einfachen Bedienungstechnik, so dass keine ausgebildeten Funker benötigt wurden. Nach kurzer Einweisung konnten die Polizeibeamten diese Anlage bedienen.

" Durchgabe einer Meldung" (* mit freundlicher Genehmigung des Technik Museums Berlin)

Rundantenne und (Wachtmeister der Reichswasserschutzpolizei Berlin) (* mit freundlicher Genehmigung des Technik Museums Berlin)

"Schiffskontrolle auf dem Müggelsee" Auf dem Bootsdach ist deutlich die ausfahrbare Rundantenne zu sehen. (* mit freundlicher Genehmigung des Technik Museums Berlin)

Funkgespräch  (* mit freundlicher Genehmigung des Technik Museums Berlin)


1940-1945

Auf dem Gelände des Reviers Baumschulenweg befand sich während des Krieges eine mobile Leitfunkstelle. Die Boote wurden zum Teil mit mobilen bzw. tragbaren Wehrmachtsfunkgeräten ausgerüstet und waren vom WS- Revier aus direkt anzusprechen (Lt. Aussagen vom Koll. Fritz Heine, aufgezeichnet durch POK Köhn 1972) . Bei Luftalarm setzten sich die Boote von den Dienststellen räumlich ab. Die Verbindung zwischen Booten und Revier soll sehr schlecht gewesen sein (um 1000m)


1945 - 1990

Nach Kriegsende mussten alle Funkgeräte, die nicht zerstört worden waren, an die Alliierten abgegeben werden. Zunächst bestand auch keine Bedarf, da es so gut wie keine geeigneten Boote für Funkanlagen gab. Mit Beginn der Luftbrücke wurden mehrere auf der Unterhavel eingesetzte Polizeiboote mit englischen Handfunkgeräten (Kurzwelle)  ausgerüstet. Die Boote waren zur Sicherung der Lande - und Startgebiete der Flugboote auf der Havel eingesetzt. Die Funkleistelle war der Flugsicherungsdienst der Engländer auf dem Flugplatz Gatow. (Aussagen der Koll. Fritz Heine, Horst Vallentin, Willi Köthke ausgezeichnet von POK Köhn,1972, alle WSP). Weitere Funkgeräte der Amerikaner (Panzerfunkgeräte) fanden als feste Einbauten Platz in den einigen Polizeibooten und dienten dem Funkverkehr mit der WSP- Station Scharfe Lanke (gehörte damals zum WSP- Revier Spandau). Wellenbereiche und Frequenzen lassen sich zur Zeit nicht ermitteln.


BOS Polizeifunkanlagen im 4m Band

Bm 80 D 2-S

Das Foto oben zeigt das Bedienteil eines Fug  Bm 80 D 2-S in einem Boot der Lahe- Limousinen von 1950

Fug 7a

Fug 7b Telefunken

Dieses Funkgerät war mindestens 25 Jahre das Standardfunkgerät auf den Polizeibooten in Westberlin 

Frequenzangaben
Frequenzbereich BOS-Gerät Kanal 400 U... 519 U Unterband 75,275 ... 77,655 MHz, Kanal 400 0 ... 519 0 Oberband 85,075. . . 87,455 MHz
Kanalzahl 120 Frequenzpaare für Gegensprechen, 240 Einzelfrequenzen für Wechselsprechen, Frequenzraster 20 kHz 
Frequenzabstand bei Gegensprechen 9,8 MHz 

Fug 8b

Das Gerät wurde Ende der 80 er Jahre zuerst in Kfz. der WSP und später auch in Bootsneubauten eingebaut.

 


Tragbare BOS Funkgeräte im 2m Band

Jeweils 2 Geräte wurden an Bord mitgeführt, damit eine Verbindung zwischen dem Boot und einem abgesetzten WSP- Beamten  möglich war. (Kontrollen, Razzien, Kontaktbereichsdienst, Absperrungen, Schifffahrtssperren etc.)

Fug 10

Fug 164 Ex

Diese Handfunkgeräte wurden ebenfalls mit jeweils 2 Stück auf den explosionsgeschützten Booten mitgeführt.


Drahtverbundene Kommunikationseinrichtungen

Klappenschrank ab etwa 1950

Hier ein "Klappenschrank" beim Revier Westhafen Mitte. Die Telefonate wurden von Hand vermittelt.

Tischsprechstellen

Leider hat sich der Fotograf nicht auf das Gerät konzentriert, so dass nur eine halbe Abbildung der Tischsprechstelle zu sehen ist. Der Vermittlung der Telefonate erfolgte "halbautomatisch". Zwei Amtsleitungen und 2 (?) interne Dienstleitungen konnten aus der Dienststelle heraus ohne Handvermittlung genutzt werden. Ferngespräche wurden immer "Handvermittelt" (Knopftasten) Ankommende Amtsgespräche liefen immer an der Tischsprechstelle in der Wache auf. Diese wurden dann Hausintern per Knopfdruck weitervermittelt.

Fernschreiber


Schiffsfunkgeräte

Dantronik RT 408

Dantronik RT 5000

wird noch ergänzt

Mit Stand von 1988 gab es je Revier eine Festfunkstelle mit Hochmast und Fug 7b. So konnten die Schichtführer die Boote direkt ansprechen.

Am 30.09.1990 waren bei der WSP folgende Fernmeldegräte im Einsatz.

Drahtgebunden:     
Tischsprechstellen  Telefonvermittlungsstelle je Revier 1 3
Fernschreiber  je Revier 1 3
     
Drahtlos:    
Meldeempfänger FME 85        Codiertes Rufsystem je Revier 1 3
Radaranlagen auf den Pol.-Booten Kelvin Hughes 13
FMS- Geräte x2 Zusatzgeräte für den codierten Polizeifunk 21
FMS- Geräte x4 Zusatzgeräte für den codierten Polizeifunk 3
Sprechfunkgeräte FuG 7b Standardgeräte auf Pol.- Booten und in Kfz. 27
Sprechfunkgeräte FuG 8b in Boots-Neubauten und im Referats- Kfz. 3
Sprechfunkgeräte FuG 10 Reserve 7
Sprechfunkgeräte FuG 10 a Alle Pol.- Boote und Kontaktbereichsdienst 33
Sprechfunkgeräte HFG 164 Ex je 2 auf explosionsgeschützten Pol.- Booten 12
Sprechfunkgeräte Dantronik 408 Standardgeräte Schiffsfunk Anrufkanal -10- 15
Sprechfunkgeräte Dantronik RT 5000 Schiffsfunk in Boots-Neubauten  Anrufkanal -10- 1
144

 

 

 

 

Bei dieser Aufstellung sind die Zusatzgeräte zur nautischen Schiffsführung wie Radarwendeanzeiger, Echolote und Kommandoverstärker noch nicht mit einbezogen.

Copyright by Helmut Hedram  "KIELWASSER" Sonderausgabe ISSN 0940-5119   im Selbstverlag 1990 aktualisiert: März 2006

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